Baumwolle gilt als DAS Naturmaterial für Textilien schlechthin. Muss es also Bio-Baumwolle sein oder reicht „Natur“ aus? Und unterscheidet sich Bio wirklich so sehr von der konventionellen Baumwolle? Dieser Frage widmen wir uns in diesem Beitrag.
Natur vs. Bio
Baumwolle steht per se für Natur. Tatsächlich werden 99 Prozent der Baumwolltextilien aus konventioneller Baumwolle hergestellt. Nur ein Prozent der auf dem Markt befindlichen Baumwollprodukte ist wirklich Bio. Doch dieser Anteil steigt langsam.
Denn „Natur“ ist eben nicht gleich „Bio“.
Die Unterschiede sind immens:
Der Verzicht auf Chemie, der kombinierte Anbau mit anderen Pflanzen und die Ernte per Hand sind Voraussetzungen für die Bezeichnung „Bio-Baumwolle“.
Der Begriff Natur-Baumwolle ist demgegenüber im Übrigen nicht geschützt und sagt nichts weiter über den Anbau der Baumwolle aus!
Chemie ist verboten
Für die Umwelt hat der konventionelle Baumwollanbau dramatische Folgen.
Rund 8000 unterschiedliche Pestizide benötigt der konventionelle Baumwollanbau. Bis vor wenigen Jahren konnte man rund 25 Prozent des globalen Insektizid- und zehn Prozent des Pestizidverbrauchs diesem Anbau zuschreiben.
Demgegenüber gelten für Bio-Baumwolle die Richtlinien des ökologischen Landbaus.
Es werden also weder chemische Düngemittel noch Pestizide verwendet.
Gedüngt wird naturbelassen, so zum Beispiel mit Mist. Die Folge ist ein wesentlich stabilerer Boden. Er kann mehr Wasser und auch mehr CO2 speichern, als ein chemisch behandelter Boden.
Hierdurch sinkt letztlich auch die benötigte Wassermenge.
Pflänzchen wechsel dich!
Für den Anbau von Bio-Baumwolle ist ein sogenannter Fruchtwechsel vorgeschrieben. Die Baumwolle wird im stetigen Wechsel mit anderen Pflanzen angebaut. Auch diese Maßnahme stabilisiert den Boden: Er wird in der Folge fruchtbarer und gehaltvoller.
Um die Baumwolle vor dem Befall von Schädlingen zu schützen, werden zwischen die einzelnen Baumwollpflanzen andere Pflanzen gesetzt. So zum Beispiel die Sonnenblume. Sonnenblumen lenken pflanzenschädigende Insekten, wie den Baumwollkapselkäfer, von den Bio-Baumwollpflanzen ab. Auf Spritzmittel kann auf diese Weise komplett verzichtet werden.
Handgeerntet
Geerntet wird die Bio Baumwolle ausschließlich von Hand. Diese Art der Ernte ist personell- und zeitaufwendig. Letztlich aber spiegelt sich hier auch eine bessere Faserqualität wider. Auch der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen, die häufig im konventionellen Anbau verwendet werden, ist nicht zugelassen.
Fazit: Bio ist klarer Sieger!
Die Bepflanzung von Bio-Baumwolle ist also aufwendiger und bedarf mehr Pflege als die Bepflanzung konventioneller Baumwolle. Das rechtfertigt auch die – manchmal – etwas höheren Preise für Textilien aus Bio-Baumwolle. Die positiven Folgen für die Umwelt sind jedoch unschlagbar!
Das Umweltinstitut beschreibt diesen Umstand:
„Mit dem Kauf eines einzigen Baumwoll-T-Shirts aus biologischer Baumwolle bewahrt man rund sieben Quadratmeter Anbaufläche vor Pestiziden und Kunstdünger!“
Der Markt für Bio-Baumwolle wird voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter wachsen. Derzeit befinden sich rund 215.000 Hektar Anbaufläche in der Umstellung auf Bio-Anbau.
Die Umweltschutzorganisation begrüßt zwar diese Entwicklung, mahnt aber die Branche, auch insgesamt ihr Geschäftsmodell zu überdenken. In erster Line das Modell, das auf immer mehr Wegwerfmode setzt.
Die schiere Menge an billiger Wegwerfware, die durch Fast Fashion auf den Markt gespült wird, kann niemals nachhaltig sein“ (Viola Wohlgemuth, Greenpeace)