Im Angesicht des Klimawandels wird viel über die Zukunft der Städte nachgedacht. Überflutungen durch versiegelte Flächen und überhitzende Städte sind nur die Spitze des Eisbergs. Wie kann die Zukunft der Stadt aussehen?
Begrünte Dächer
Seit mehr als 30 Jahren werden Hausdächer bereits begrünt. Ein neues Phänomen sind bewachsene Dächer also nicht. Dennoch kommen sie in den letzten Jahren immer mehr auf. Denn sie bringen einige Vorteile, die gerade mit Blick auf Klimawandel und Naturschutz nicht von der Hand zu weisen sind.
Das begrünte Dach trägt zur Biodiversität bei. Durch verschiedenste Pflanzenarten ergibt sich ein ungestörter Lebensraum für Insekten und Vögel. Außerdem kann das Dach als unversiegelte Fläche Regenwasser wunderbar absorbieren und gibt es nicht wie die herkömmlichen Dächer in die Kanalisation ab. So kann bei Starkregenereignissen eine große Menge Wasser in den Kanälen und Flüssen vermieden werden. Die Pflanzen auf dem Dach speichern das Wasser und geben es in Trockenperioden wieder an die Luft ab. Das wiederum verbessert das Mikroklima in der Stadt. Städte heizen sich dann nicht so sehr auf und Hitzewellen werden erträglicher. Natürlich filtern die Pflanzen auch die Luft und helfen so, Feinstaubbelastungen zu verringern.
Doch nicht nur für die Außenwelt bringen die begrünten Dächer Vorteile. Die Pflanzen funktionieren als zusätzliche Dämmung für das Haus. So wird es im Sommer nicht so schnell heiß und im Winter hält sich die Wärme besser.
Übrigens: Nicht nur Flachdächer lassen sich begrünen, auch Spitzdächer eignen sich gut!
Durch die Pflanzen wird das Dach außerdem vor Hagel oder der UV-Strahlung geschützt und hält somit länger. Hinzufügend „schlucken“ die Pflanzen Lärm. Während ein herkömmliches Dach den Schall reflektiert und ihn so noch verstärkt, trägt ein bepflanztes Dach zu einer ruhigeren Umgebung bei.
Aber worauf wachsen die Pflanzen auf dem Dach? Natürlich gibt es auf dem Dach keinen Mutterboden, auf dem die Pflanzen wachsen können. Es wird also ein Bodenersatz aufgetragen, der als Trägermedium und Nährstoffgrundlage funktioniert. Dieser wird an die Bedürfnisse der gewünschten Pflanzen auf dem Dach angepasst. Die Sorge, dass Wurzeln durch das Dach wachsen und zu einer Undichte beitragen könnten, ist unbegründet. Beim Anlegen des Daches wird eine Schutzschicht aufgetragen, die die Wurzeln daran hindert, in das Dachwerk einzudringen.
Die Dachbegrünung muss übrigens nicht direkt mehr Arbeit bedeuten. Es gibt auch viele pflegeleichte Arten der begrünten Dächer. Jedoch ist sie natürlich teurer als ein herkömmliches Dach und sollte von Spezialisten angefertigt werden, damit es nicht zu Feuchtigkeitsschäden kommt.
Grüne Fassaden
Begrünte Dächer gibt es schon lange. Die Idee, ganze Häuser zu begrünen, ist verhältnismäßig neu. Das Hochhaus Bosco Verticale („vertikaler Wald“) hat 2014 in Mailand für Furore gesorgt. Es ist umgeben von 800 Bäumen und 5000 Sträuchern. Mittlerweile gibt es mehrere Bauwerke, die auf Fassadenbegrünung setzen: Der Kö-Bogen 2 in Düsseldorf zum Beispiel ist von acht Kilometern Buchenhecken umgeben.
Die grünen Fassaden teilen sich die Vorteile eines begrünten Daches. Auch hier tragen die Pflanzen zu einem besseren Mikroklima bei und wirken wie eine natürliche Klimaanlage. In unserer immer wärmer werdenden Welt ist dieser Vorteil nicht zu verachten.
Die Stadt der Zukunft
Der italienische Architekt Stefano Boeri (ebenfalls Architekt des Bosco Verticale) hat in China ein besonderes Projekt entwickelt. Die Forest City soll neben normalen Häusern und Bürogebäuden auch Krankenhäuser und Schulen enthalten. Selbstverständlich alles bedeckt mit Pflanzen. Die Stadt soll 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr absorbieren und dem Smog, mit dem China zu kämpfen hat, entgegenwirken.