Immer wieder gehen Bewegungen wie Fridays for Future auf die Straße, um für das 1,5°C-Ziel zu demonstrieren – und geben sich dabei mit keinen halbherzigen Kompromissen der Regierungen zufrieden.
Aber was genau ist das 1,5°C-Ziel und warum ist es den Klimaaktivist*innen so wichtig?
Die Durchschnittstemperatur der Erde beträgt ca. 14°C – durch den Klimawandel steigt sie aber kontinuierlich an! Besonders seitdem die menschengemachten CO2-Emissionen seit der Industrialisierung um 1850 immer weiter ansteigen, wird unser Planet immer wärmer, was schwerwiegende Folgen für Umwelt, Tierwelt und natürlich auch uns Menschen hat.
Um diese Folgen noch so weit wie möglich zu verringern wurden Ziele aufgestellt, um wie viel Grad die Erde sich bis 2100 höchstens erwärmen darf. So wurde zum einen das 2°C-Ziel im Pariser Klimaabkommen festgehalten und alle Staaten, die unterschrieben haben, verpflichteten sich damit auch dem Erreichen dieses Ziels.
Zum anderen wurde aber eben das 1,5°C-Ziel aufgestellt, denn bei einer Durchschnittstemperatur von 14°C macht ein halber Grad sehr viel aus – es bestimmt sogar über Leben und Tod einiger Tier- und Pflanzenarten und der Menschen in besonders betroffenen Gebieten. Dennoch mussten die Staaten des Pariser Klimaabkommens lediglich versichern, sich um die Einhaltung des 1,5°C Limits des menschengemachten globalen Temperaturanstiegs zu bemühen.
Das liegt daran, dass viele Studien das Erreichen des 1,5°C-Ziels für sehr unwahrscheinlich halten. Schließlich hat sich die Erde bisher bereits um mehr als 1,2°C erwärmt! In Deutschland liegt der durchschnittliche Temperaturanstieg sogar bereits bei 1,5°C! So könnte die Erde sich bis 2100 laut Umweltbundesamt um bis zu 5,4°C erhitzen.
Nur unter der Voraussetzung eines Emissionsszenarios mit sehr ambitionierter Klimaschutzpolitik ließe sich der mittlere Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit auf 1,5°C bis 2,3°C begrenzen.
Umweltbundesamt
Laut dem Weltklimarat ist das 1,5°C-Ziel aber noch zu erreichen – wenn sofort umfangreiche Wandel in Gang gesetzt werden. Der CO2-Ausstoß muss weltweit bis 2050 netto null erreichen, die Welt wäre dann also klimaneutral. Dafür muss die Energiewende von fossiler Energie zu erneuerbaren Energiequellen vollendet werden und ein Wandel von fleischlastiger zu überwiegend pflanzenbasierter Ernährungsweise muss angestoßen werden.
Außerdem müssen 100 bis 1000 Milliarden Tonnen CO2 bis Ende des Jahrhunderts wieder aus der Atmosphäre geholt werden. Das nennt man negative Emissionen und ist beispielweise über natürliche Wege wie die Aufforstung oder Moorwiedervernässungen, oder als Teil von Geoengineering durch die vermehrte Produktion von Biomasse, die dann CO2 in den Böden und Ozeanen speichert, möglich. Da diese natürlichen CO2 Speicher aber wahrscheinlich nicht reichen werden, kann auch technisch, durch die Abspaltung von CO2 direkt an den Kraftwerken und die Einlagerung in unterirdischen Lagerstätten, CO2 herausgefiltert und gespeichert werden.
Das klingt erstmal sehr aufwendig und viel – ist aber gar nichts im Vergleich dazu, was auf uns zukommt, wenn wir nicht jetzt handeln! Der Weltklimarat hat die Vorteile, die die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C hat, aufgelistet:
Die Durchschnittstemperaturen, Hitzeextremen, Dürren, Starkniederschläge und Niederschlagdefizite nehmen weniger stark zu – somit sind auch weniger Menschen, Tiere und Pflanzen von Umweltkatastrophen, die durch diese Extremen ausgelöst werden, betroffen.
Ein geringerer Anstieg des Meeresspiegels rettet mehrere Millionen Menschen und ihre Häuser vor dem Untergehen.
Das Erreichen des 1,5°C-Ziels bedeutet weniger Artensterben in der Tier- und Pflanzenwelt. Bei geringeren Schäden an Ökosystemen an Land, im Süßwasser und an Küsten bleiben außerdem mehr Ökosystemleistungen erhalten – das heißt die Profite, die die Wirtschaft aus den Ökosystemen schöpft brechen nicht ein.
Durch geringere Erwärmung, Versäuerung und Sauerstoffrückgang in den Ozeanen verringert sich auch der Rückgang der Artenvielfalt und somit der Fischereierträge.
In der Arktis kommt es nur noch einmal im Jahrhundert zum Sommer ohne Meereis – anstatt einmal im Jahrzehnt. Das verlangsamt den Rückkopplungseffekt, den das Schmelzen der Pole auf das Klima hat – es verlangsamt also die Erderwärmung.
Im Endeffekt birgt die Umsetzung des 1,5°C-Ziels geringere Risiken für die menschliche Gesundheit und bietet Sicherheit für Lebensgrundlagen, die Nahrungsmittel- und Wasserversorgung und das Wirtschaftswachstum.
Aus all diesen Gründen halten Klimaaktivist*innen weiter am 1,5°C-Ziel fest und akzeptieren die zu tiefgesetzten Klimaziele der Bundesregierung nicht. Denn den Klimawandel einzudämmen braucht zwar viel Aufwand und Veränderung, ist aber auch bitter und sofort nötig!
Konkrete Pläne zur Umsetzung der Klimaziele in Deutschland haben GermanZero in ihrem Klimaplan festgehalten – darüber informieren wir euch hier: Das Klimawahljahr 2021 und der “Schlachtplan” von GermanZero