Kunstfasern und Nachhaltigkeit, diese beiden Worte lassen sich nur schwer miteinander vereinbaren. Bei Kunstfasern handelt es sich immerhin um Fasern, die nicht natürlich in der Natur vorkommen und vom Menschen künstlich hergestellt werden. Wir geben einen Überblick über die gängigsten Kunstfasern und beantworten, wie sie vielleicht doch nachhaltig sein können.
Nylon
Nylon ist die erste vollsynthetische Kunstfaser. Sie besteht ausschließlich aus anorganischen Stoffen und wird aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Dementsprechend ist Nylon nicht biologisch abbaubar.
Nylon ist elastisch und mit einer hohen Dehnbarkeit und Reißfestigkeit ausgestattet. Darum sind zum Beispiel Strumpfhosen aus Nylon sehr beliebt.
Als schmutzabweisende und pflegeleichte Faser ist Nylon außerdem wasserfest. Für einen Feuchtigkeitstransport durch die Kleidung muss die Nylonfaser also mit anderen Fasern gemischt werden.
Viskose
Viskose ist eine halbsynthetische Chemiefaser.
Der wichtigste Hauptbestandteil der Viskose ist Zellulose, die unter anderem in Holz wie der Buche und der Fichte, aber auch in Eukalyptus und Bambus vorkommt.
Um aus der Zellulose eine Faser herzustellen, werden normalerweise viele Chemikalien wie Natronlauge, Schwefelkohlenstoff und Schwefelsäuren verwendet.
Bei dem umweltfreundlicheren Lyocell-Verfahren werden ungiftige Lösungsmittel verwendet. Das daraus entstehende Material wird als Lyocell oder Tencel bezeichnet.
Die Viskose wird gerne mit Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen gemischt und ist so sehr vielseitig. Sie nimmt sehr gut Farbe auf, fühlt sich weich an und ist robust und strapazierbar. Kleidung aus Viskose knittert jedoch leicht und kann schnell in der Wäsche einlaufen.
Polyester
PET kennen die meisten Menschen in Verbindung mit Kunststoffflaschen. Doch auch unsere Kleidung kann aus PET hergestellt werden, da die Chemiefaser Polyester daraus besteht. Für die Herstellung von Polyester werden wie bei Nylon zu großen Teilen fossile Rohstoffe wie Steinkohle, Erdöl und Erdgas verwendet.
Der Herstellungsprozess ist rein chemisch und wird mit einem sogenannten Schmelzspinnverfahren durchgeführt. Fasern werden geschmolzen und
in einer Spinndrüse zu langen Fäden gesponnen, sodass diese besonders elastisch werden. Als Kunstfaser ist Polyester sehr langlebig und reißfest. Außerdem ist Kleidung aus dieser Faser im Gegensatz zu Nylon atmungsaktiv. Sie läuft beim Waschen nicht ein und ist knitterarm. Häufig wird Sportkleidung aus Polyester hergestellt, da Wind und Wasser nicht durch den Stoff gelangen, Schweiß allerdings nach außen transportiert werden kann.
Recycling von Kunstfasern
Kunstfasern sind nicht nachhaltig und sollten nicht neu hergestellt werden. Viele Unternehmen der Fast Fashion Industrie setzen jedoch weiterhin auf die günstigen Kunstfasern. Woran liegt das?
Mit der großen Menge an Plastikmüll in Meeren und Mülldeponien haben wir auf jeden Fall mehr als genug Material, das sich zum Recyceln eignet. Recycelte Kunststofffasern sind ein Versuch, die große Umweltverschmutzung einzudämmen und dem bereits vorhandenen Material mit seiner langen Lebensdauer einen neuen Nutzen zu geben.
Leider ist bisher die Herstellung von neuen Stoffen deutlich günstiger und lohnenswerter für Unternehmen als das Recyceln von bereits vorhandenem Material. Um PET zu recyceln, muss es gewaschen, getrocknet, von Verunreinigungen befreit und bei 270 Grad Celsius eingeschmolzen werden. Diese Masse kann anschließend weiterverarbeitet werden. Durch Recycling wird wertvolles Rohöl gespart, aus dem neue hergestelltes Material bestehen würde.
Trotz der höheren Kosten gibt es einige Unternehmen und Organisationen, die sich darauf spezialisiert haben, dem Müll auf unserem Planeten einen neuen Nutzen zu geben. So gibt es z.B. bereits Sonnenbrillen, T-Shirts und Jacken aus ehemaligem
Plastikmüll. Besonders das Projekt The Ocean Clean-Up ist sehr engagiert im Recycling von Plastikmüll in unseren Weltmeeren und setzt ein positives Zeichen.