Die Berliner Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“, findet bis zum 2.8.2020 statt. Die Ausstellung wirft einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Modeindustrie und regt zum Nachdenken und Umdenken an. Neben der Kritik an der schnelldrehenden Modeindustrie werden auch Gegenmodelle vorgestellt.
Denn Mode funktioniert auch fair, nachhaltig und entschleunigt.
Die Gegenbewegung zu Fast Fashion heißt Slow Flashion!
https://youtu.be/CKArbnYJ5yA
Veranstaltungsort der Ausstellung ist derzeit das Museum Europäischer Kulturen (MEK) in Berlin. Die Veranstaltung wurde bereits in einigen deutschen Städten durchgeführt, nachdem Sie ursprünglich von dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg ins Leben gerufen wurde.
Fast Fashion – Das Mode-Fast Food
Fast Fashion lässt sich mit Fast Food vergleichen. Die Modeindustrie und gleichzeitig unser Modeverhalten werden immer schnelllebiger. So hat sich der globale Absatz von Kleidung zwischen 2002 und 2015 fast verdoppelt. Allein in Deutschland werden pro Kopf ca. 60 Kleidungsstücke pro Jahr gekauft. Das einzelne Kleidungsstück wird kürzer getragen und der Preis zunehmend niedriger.
Gleichzeitig hat der Verbraucher laut Greenpeace rund vier Mal so viel Kleidung im Schrank wie noch vor dreißig Jahren. Ca. 20 Kleidungsstücke befinden sich in jedem Kleiderschrank, die nie getragen werden.Arb Diese Entwicklung geht praktisch zwangsläufig auf Kosten der Qualität, der Umwelt und der Arbeitsbedingungen.
Das Museumsportal Berlin beschreibt im Zusammenhang mit der Ausstellung „Fast Fashion“, dass allein für die Herstellung eines Shirts rund 2700 Liter Wasser benötigt werden. Dieses landet dann, mit Giftstoffen belastet und nach chemischen Färbeprozessen, nicht selten in den Flüssen und im Grundwasser. Im Handel kostet dieses Shirt dann oft weniger als ein Cappuccino.
https://youtu.be/Gl4PaegOLXU
Video Fast Fashion (Dauer ca. 4 Min.):
Innerhalb weniger Wochen landen die aktuellen Laufsteg-Trends in den Läden – zu immer günstigeren Preisen. Die Folge: immer mehr Altkleidermüll.
Slow Fashion – Die Mode-Entschleunigung
Durch den Klimawandel und die häufig schlechten Arbeitsbedingungen der Modeproduktion ist das Interesse an fairer Mode in den letzten Jahren gestiegen.
Der Ausstellungsbereich „Slow Fashion“ zeigt Beispiele, wie faire Mode funktionieren kann. Durch das Schaffen fairer Arbeitsbedingungen, die Verwendung biologischer und nachhaltiger Materialien und Zusatzstoffe wird der schnelldrehende Modekreislauf wieder entschleunigt.
Berliner Start-ups, kreative Designer und Modeläden stellen ihre nachhaltigen Modekonzepte vor. Diese reichen von natürlicher Mode aus zertifizierten Materialien, über Kleidertauschbörsen, bis hin zum kreativen Mode-Upcycling. Die Ausstellung beinhaltet auch Vorträge und Workshops. Hier dürfte für jeden Interessierten etwas dabei sein.
Es gibt auch eine jährliche Fachmesse zum Thema. „Neonyt“ gilt als die weltweit größte Messe für faire Mode und findet in Berlin statt.
Hier findet man innovative Konzepte, wie T-Shirts, gefärbt mit Graphit (ein ungiftiges Produkt aus der Computerindustrie), umweltfreundliche Baumwolle oder Kleidung aus Kork und Hanf. Die Branche überrascht jährlich mit neuen Konzepten, wie z.B. Schuhe aus speziellen Pilzen, die sich anfühlen wie Wildleder.
Slow Fashion: Eine Frage der Einstellung
Genaugenommen steht Slow Fashion für eine persönliche Einstellung, ein Modebewusstsein, dass Nachhaltigkeit und Fairness in den Vordergrund stellt.
Slow-Fashion –
Ein Bewusstsein, dass von allen Akteuren des Modekreislaufs getragen werden muss, damit es funktioniert.
Slow-Fashion ist ein Bewusstsein, dass von allen Akteuren des Modekreislaufs getragen werden muss, damit es funktioniert. Vom Designer, der sich auf nachhaltige Materialien konzentriert, dem Produzenten, der faire Arbeitsbedingungen in den Vordergrund stellt und vom Modekonsumenten, der bewusster mit seinem Konsum umgeht.
Jeder hat die Möglichkeit hier etwas beizutragen. Indem auf den ein oder anderen Neukauf verzichtet wird oder weniger Kleidung weggeworfen wird. Letztlich auch durch die Bereitschaft, für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und einen nachhaltigen Anbau einen etwas höheren Preis für Kleidung zu bezahlen.
Zur Slow Fashion-Bewegung gehört auch der Kleiderkauf auf dem Flohmarkt und im Second-Hand-Laden oder das Tauschen und Leihen von Kleidung. Auch das Upcycling, also das Aufwerten abgetragener Kleidungsstücke, ist Slow Fashion.
Und last but noch least: Die sorgfältige Pflege der Kleidung. Denn wenn Kleidung länger schön bleibt, dann verlängert sich auch ihre Nutzungsdauer. Auch das ist Slow Fashion.