Die Poller Wiesen auf der “Schäl Sick” in Deutz sind eines der bekanntesten Naherholungsgebiete in Köln, da es zentral und trotzdem ruhig liegt. Die Grünanlage erstreckt sich vom Deutzer Hafen bis zur Rodenkirchener Brücke.
Um den Rhein mit seinen ständig ändernden Fließrichtung und schwankenden Wasserständen zu begrenzen und so ein wenig kontrollieren zu können, wurden Wiesen und Dämme, die die Poller Köpfe genannt wurden, angelegt. So konnten die Einheimischen den nährstoffreichen Boden des Rheinufergebietes für Anbau und Viehzucht nutzen, ohne der ständigen Gefahr von Überschwemmungen ausgesetzt zu sein.
Die Fläche war früher fast doppelt so breit und wurde im Osten von dem ehemaligen Rheinarm “Schnellert” eingegrenzt. Durch die Veränderungen am gegenüberliegenden Rodenkirchener Ufer wurde der Strom jedoch immer weiter gegen die Deutzer Seite gedrückt.
Trotz Dämmen litten die Poller, die 1888 an Köln angebunden wurden, lange noch unter Hochwässern, Eisgängen, Flur- und Hausschäden – bis 2008 eine Hochwasserschutzmauer errichtet wurde.
Mit der Eingemeindung nach Köln änderte sich auch das Bild der Poller Wiesen. Die Rodenkirchener Brücke wurde gebaut und die Wiesen eingeebnet. Außerdem entstanden eine Flussbadeanstalt und zahlreiche Sportanlagen.
Viele dieser fielen aber dem zweiten Weltkrieg zum Opfer – rund 1000 Bombentrichter wurden auf den Poller Wiesen gefunden. Nach dem Krieg siedelten sich die Sportvereine aber erneut dort an und große Veranstaltungen, wie der Katholische Weltjugendtag inklusive Besuch des Papstes, der Evangelische Kirchentag und diverse Open-Air-Festivals und Fischfeste, fanden und finden hier statt.
2005 wurden die Poller Wiesen unter Denkmalschutz gestellt, um die Überbleibsel der mittelalterlichen Uferbefestigungen instand zu halten.
Die ca. 5 Kilometer langen Wiesenflächen bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit zur Sauberhaltung und Pflege.
Dazu hat sich die Stadt Köln etwas Besonderes einfallen lassen: Um die 500 Schafe grasen auf den Poller Wiesen und betreiben so kostengünstige und umweltschonende Landschaftspflege. Die Kooperation mit den Kölner Schäfer*innen ist eine Win-Win-Situation, da diese so ihre Tiere auf einer riesigen, nährstoffreichen Wiese grasen lassen können – welche für Schäfer*innen zunehmend schwer zu ergattern wird.
Um die Sauberhaltung der Poller Wiesen kümmern sich die Bürger*innen mit umfangreichen Aufräumaktionen zum Großteil selbst.
So haben sich beispielsweise Mitglieder des NABU und Mitarbeiter*innen von REWE zusammengetan, um zum internationalen Küstenputztag die Poller Wiesen zu reinigen. Letztes Jahr haben sie so 412 Kilogramm Abfall gesammelt.
Der Bürgerverein Köln-Poll e.V. hat vor einigen Jahren die Nachbarschaftsaktion “Poller Wiesen Sauber” ins Leben gerufen. Freiwillige Helfer*innen säubern seitdem jedes Jahr am “RhineCleanUp”-Tag, der immer auf den zweiten Samstag im September fällt, die Poller Wiesen als Teil der Reinigung des gesamten Rheinufers von der Quelle bis zur Mündung. 2020 kamen 42 Helfer*innen zusammen, wobei diese von den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln mit Handschuhen und Müllsäcken, sowie der Abholung dieser, unterstützt wurden.
Das nächste RhineCleanUp der Poller Wiesen findet am 11. September 2021 statt. Weiter informieren und dazu anmelden könnt ihr euch hier.
Die Poller Wiesen sind also nicht nur ein schöner Rückzugsort vor dem Trubel der Stadt, sondern auch ein Ort, wo wir zusammenkommen, um gemeinsam die Natur an erste Stelle zu setzen und sie zu schützen.